Berlin, 6. November 2020 – Um langfristig biologische Ressourcen zu sch?tzen und Erd?l-basierte Produkte durch umweltgerechte nachhaltige Alternativen zu ersetzen, m?ssen Politik und Industrie st?rker zusammenwirken. Das schreibt die fr?here Vorsitzende des Bio?konomierates der Bundesregierung, Prof. Dr. Christine Lang, Vorstand der BELANO medical AG, in einem Beitrag f?r den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Sie skizziert anhand konkreter Beispiele, wie Gesellschaft, Industrie und Politik gemeinsam den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit vorantreiben k?nnen.
Dazu geh?rt die Nutzung nat?rlicher Quellen wie Pilze. Diese k?nnen als Alternative zu Styropor zu Verpackungen f?r Lebensmittel, Take-away oder bei Lieferdiensten verarbeitet werden. „Pilzkulturen bilden durch ihr Zellgeflecht ein festes und kompaktes Material, das fast jede vorgegebene Form ausf?llt und damit direkt zum gew?nschten Endprodukt heranw?chst“, schreibt Prof. Lang. Die Beh?ltnisse k?nnen keimfrei aufbereitet werden. W?hrend traditionelles Styropor ein Erd?l-Produkt und biologisch nicht abbaubar ist, k?nnten Pilz-Mycelien nach Gebrauch als Rohstoff f?r ein n?chstes Produkt dienen. Au?erdem seien sie „im Sinne eines Rohstoffkreislaufs abbaubar“.
Verpackungen f?r Lebensmittel k?nne man auch aus Chitosan, einer Substanz in Insekten und Krustentieren, gewinnen. Daraus l?sst sich aktuellen Forschungen zufolge zum Beispiel biologisch abbaubare Mehrschichtfolie gewinnen. Sie ist „f?r hochwertige Verpackungen mit Barrierewirkung geeignet, da sie antimikrobielle Eigenschaften und eine hohe mechanische Stabilit?t aufweisen“, hei?t es in dem Beitrag.
Transparenz f?r Verbraucher: Wahre Kosten f?r die Umwelt abbilden
Die Natur kenne viele Wege f?r Zirkularit?t und Energieeffizienz, schreibt Prof. Lang weiter. Um den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben, brauche es aber „politische Schritte und mehr Transparenz f?r Verbraucher, um besser erkennen zu k?nnen, was wirklich nachhaltig ist“. In diesem Zusammenhang sei es unter anderem wichtig, „einen realistisch kalkulierten CO2-Preis von Produkten“ und damit „die wahren Kosten f?r Umwelt und Gesellschaft abzubilden“.
Diese Neu-Ausrichtung werde in vielen Branchen schon ansatzweise umgesetzt. So sei in der Automobilbranche der Einsatz von Carbon-Bauteilen „ein bedeutender erster Schritt hin zu einem ressourceneffizienten, weil extrem leichten Automobil-Chassis“. Doch noch bestehen Carbon-Fasern aus Erd?l. Sie sollten m?glichst bald aus Pflanzenresten hergestellt werden.
Daf?r eigne sich der biologische Stoff Lignin, der als preisg?nstige und vielseitige Alternative zu Carbon sowie als Teil von Verbundmaterialien verwendet werden kann. Lignin sorgt f?r die Stabilit?t von Pflanzen beim H?henwachstum, ist extrem temperaturbest?ndig und rei?fest – landet aber bisher als Rest der Papierherstellung im Abfall.
Algen: Das m?gliche Ende von Plastikfolie und Plastikflasche
Alternativen werden auch f?r den klassischen Handel erforscht. So k?nnen herk?mmliche Plastikfolien um Gem?se, Obst und Fleisch sowie Take-away-Becher bald der Vergangenheit angeh?ren. „Ingenieure und Biologen arbeiten zusammen, um Algen als Ausgangsstoff f?r Lebensmittelumh?llungen aufzubereiten“, nennt Prof. Lang ein Beispiel. Dabei werden aus Algen d?nne Folien, die sowohl stabil als auch geruchs- und geschmacksneutral sind und nach der Verwendung entweder mitgegessen oder kompostiert werden. „Das k?nnte sogar das Ende der Plastik-Wasserflaschen sein – wenn die Entwicklung weiterverfolgt wird.“
Damit das so kommt, m?sse neben Politik und Verbrauchern auch die Industrie ihren Teil leisten. Denn oft sei die Herstellung bio-basierter Rohstoffe heute noch teurer als die von Erd?l-basierten Materialien. Um zeitnah Ressourcen-schonende und zugleich g?nstige Verfahren zu entwickeln, brauche es Mut und industrielles Expertenwissen. „Erst wenn Industrie, Politik und Gesellschaft gemeinsam diese Schritte gehen, profitieren davon Umwelt, Wirtschaft und jeder Einzelne“, hei?t es abschlie?end.
Christine Land ist Professorin f?r Mikrobiologie an der TU Berlin und seit 2019 Vorstand der BELANO medical AG. Sie ist au?erdem Pr?sidentin der Vereinigung f?r Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) und Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe Industrielle Bio?konomie beim Branchenverband „BIO Deutschland“, der im BDI organisiert ist. Auf der Website des BDI sind unter dem Titel „Circlenomics“ mehrere Beitr?ge von Experten erschienen, die nachhaltige Produktionsweisen und die Nutzung von Abf?llen als Ressource im Sinne einer Kreislaufwirtschaft aufzeigen.
Link zum Beitrag: https://bdi.eu/artikelwide/news/wie-gesellschaft-industrie-und-politik-gemeinsam-den-wandel-zu-mehr-nachhaltigkeit-vorantreiben-koen/
Keywords:Bio?konomie, Industrie, Verpackung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit
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