Digitalisierung als Chance? Handwerk in der Praxis noch zurückhaltend

Zweite Umfrage zur Digitalisierung im deutschen Mittelstand unter rund 7.500 Unternehmen

Hamburg, 17. November 2020. Die Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft nach wie vor im Griff. Auch das Handwerk bekommt die Auswirkungen zu sp?ren, ein Drittel der Betriebe (34 Prozent) musste in den vergangenen Monaten Kurzarbeit anmelden. Das geht aus der neuen Digitalisierungs-Umfrage der Star Finanz hervor, die dem deutschen Mittelstand zum zweiten Mal nach 2019 auf den Zahn f?hlt. Die Umfrage, an der branchen?bergreifend rund 7.500 Unternehmen teilgenommen haben, bescheinigt dem Mittelstand grunds?tzlich eine positive Einstellung gegen?ber der Digitalisierung. Laut Umfrage begreifen Deutschlands Handwerksbetriebe die Digitalisierung ?berwiegend als Chance f?r ihr Gesch?ft (84 Prozent). Drei Viertel (75 Prozent) aller befragten Unternehmen innerhalb der Branche setzen auf die Digitalisierung.

Dabei gilt branchen?bergreifend wie schon im vorigen Jahr: Umso gr??er die Unternehmen, desto positiver stehen sie der Digitalisierung gegen?ber. Der Anteil der Unternehmen, die Digitalisierung als Chance wahrnehmen, steigt von 82 Prozent bei den Klein- und Kleinstbetrieben (bis 0,5 Millionen Euro Umsatz) auf 95 Prozent in der umsatzst?rksten Gruppe (?ber 20 Millionen Euro Jahresumsatz). Die Bereitschaft, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen, sinkt mit abnehmender Unternehmensgr??e. Von den 21 Prozent, die sich nicht damit auseinandersetzen, haben 65 Prozent der Betriebe weniger als zehn Mitarbeiter. Auch im Handwerk ist dieser Trend zu erkennen: W?hrend 33 Prozent der Kleinstbetriebe (bis zu neun Mitarbeiter) sagen, dass sie sich nicht mit Digitalisierung besch?ftigen, sinkt der Anteil der Digitalisierungsmuffel ab einer Unternehmensgr??e von 50 Mitarbeitern auf 12 Prozent.

Corona: Handwerk von Umsatzr?ckg?ngen betroffen
Die aktuelle Corona-Pandemie hinterl?sst in puncto Digitalisierung deutliche Spuren: So glaubt ein Drittel der Handwerksbetriebe (32 Prozent), dass Corona die Entwicklung in Richtung Digitalisierung des eigenen Gesch?ftsmodells beschleunigen wird. Etwas mehr als die H?lfte der Betriebe (52 Prozent) glaubt jedoch nicht, dass Corona die Digitalisierung vorantreibt. Wiederum 32 Prozent der befragten Unternehmen planen, die in der Corona-Krise ergriffenen Ma?nahmen auch ?ber die Krise hinaus beizubehalten. Der verst?rkte Einsatz digitaler Tools (21 Prozent) oder M?glichkeiten zum Home Office (19 Prozent) spielen jedoch im Branchenvergleich eine untergeordnete Rolle.

Konkrete Auswirkungen zeigt die Corona-Krise bei Auftr?gen und Ums?tzen. W?hrend Letztere branchen?bergreifend regelrecht eingebrochen sind – jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) beklagt R?ckg?nge – stechen bei knapp einem Viertel der befragten Betriebe die fehlenden Auftr?ge hervor (22 Prozent). Erfreulich: Immerhin 31 Prozent geben an, keinerlei Auswirkungen zu sp?ren. Das Handwerk ist vergleichsweise weniger stark von der Pandemie betroffen. Jedoch beklagen immer noch 46 Prozent der Handwerksbetriebe Umsatzr?ckg?nge, 35 Prozent geben an, nicht von den j?ngsten Entwicklungen betroffen zu sein. Allerdings scheint fehlendes Material ein Problem in der Branche darzustellen. Mit 29 Prozent der Befragten liegt dieser Wert knapp zehn Prozentpunkte ?ber jenem der gesamten Vergleichsgruppe.

Ver?nderung des eigenen Gesch?ftsmodells hat keine Priorit?t
Wie im Vorjahr erwartet fast die H?lfte aller Unternehmen (46 Prozent) in den kommenden f?nf Jahren eine Ver?nderung ihres Gesch?ftsmodells. Gleichzeitig leitet daraus weiterhin nur etwa jedes zehnte Unternehmen unmittelbaren Handlungsdruck ab – lediglich 12 Prozent wollen diese Ver?nderung aktiv in die H?nde nehmen und das eigene Modell in naher Zukunft anpassen. Im Handwerk geht immerhin mehr als ein Drittel der Betriebe (38 Prozent) von einer Ver?nderung ihres Gesch?ftsmodells aus, ungef?hr genauso viele (36 Prozent) wissen es nicht. Nur 10 Prozent der Handwerksbetriebe nehmen eine Ver?nderung des Gesch?ftsmodells als unmittelbare Priorit?t wahr.

Die Digitalisierung bestehender Prozesse (67 Prozent) sowie Online-Marketing (42 Prozent) sind f?r das Handwerk die h?ufigsten Gr?nde f?r die Besch?ftigung mit dem Thema Digitalisierung. Die Analyse von Big Data ist f?r 10 Prozent der Unternehmen ein Thema, 3 Prozent setzen sich mit dem Einsatz von K?nstlicher Intelligenz (KI) auseinander.

Dr. Christian Kastner, Gesch?ftsf?hrer der Star Finanz, sagt: „Im Vergleich mit anderen Branchen nimmt das Handwerk in Sachen Digitalisierung ein St?ck weit eine Sonderstellung ein. Das ist insofern nachvollziehbar, als dass das Kerngesch?ft der Betriebe ?berwiegend von manuellen T?tigkeiten gepr?gt ist. Doch sei es durch neue Vertriebskan?le, Online-Marketing oder die Abwicklung interner Prozesse, auch im Handwerk spielt die Digitalisierung eine immer st?rkere Rolle. Die Umfrage zeigt, dass sich der Gro?teil der Betriebe dennoch selten mit den wirklich disruptiven Ver?nderungstreibern wie neuen Gesch?ftsmodellen, digitalen Produkten, Big Data oder K?nstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Selbst f?r das Handwerk sollte aber die Anpassung ihres Gesch?ftsmodells als Priorit?t verstanden werden, um langfristig erfolgreich am Markt agieren zu k?nnen.“

Zur Umfrage:
Die Star Finanz f?hrte im Juni 2020 eine Online-Umfrage unter Einzelunternehmern, mittelst?ndischen Firmen und Konzernen in ganz Deutschland durch. Ziel der Umfrage war es, Erkenntnisse zum Digitalisierungsgrad sowie zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf deutsche Unternehmen zu gewinnen. Insgesamt nahmen rund 7.500 Firmen an der Befragung teil, darunter 1.142 Betriebe, die sich dem Handwerk zuordnen. Ein Gro?teil der Antwortgeber besetzt in den Unternehmen leitende Positionen. ?ber die H?lfte (57 Prozent) sind Inhaber oder Gesch?ftsf?hrer, knapp ein Viertel (24 Prozent) leitende Angestellte.

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