Im Januar dieses Jahres erreichten Europa die ersten Nachrichten über eine neuartige Lungenkrankheit, die vermehrt in China – vor allem in der Region um die Millionenmetropole Wuhan – auftrat. Es war der Anfang einer Pandemie, die sich zu einer weltweiten Krise entwickelte. Während viele Länder rund um den Globus noch vielfältige Einschränkungen haben, ist die industrielle Produktion in China wieder angelaufen – so auch im chinesischen Werk von Rehm Thermal Systems in Dongguan. Johnson Ma, Geschäftsführer von RTS China, berichtet über die aktuelle Situation vor Ort.
Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Situation in China?
Johnson Ma: Aufgrund des COVID-19-Ausbruchs Anfang des Jahres hat die chinesische Regierung weitreichende Maßnahmen ergriffen: Städte wurden abgeriegelt, Produktionen und der Schulbetrieb ausgesetzt und die Bürger dazu aufgefordert, sich nicht im Freien aufzuhalten. Die Wirtschaft wurde infolgedessen stark beeinträchtigt, das Wirtschaftswachstum war rückläufig. Laut jüngster Statistiken fiel das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal gegenüber dem vorangegangenen Quartal um 9,8 Prozent. Da sich die Präventions- und Eindämmungsmaßnahmen jedoch als wirksam erwiesen, ist die Pandemie seit März augenscheinlich unter Kontrolle und die Industrien haben schrittweise den Betrieb und die Produktion wieder aufgenommen. Wir sehen also: Die Wirtschaft wurde wiederbelebt.
Inwiefern verläuft das Leben in Dongguan wieder normal?
Ma: Ende März wurden die vorgeschriebenen Quarantänemaßnahmen in den Kommunen aufgehoben. Seither können Lebensmittel-, Express- und andere Lieferanten die Stadtviertel nach Erfassung ihrer Körpertemperatur wie gewohnt betreten. Restaurants, Bars und andere öffentliche und geschäftliche Räume wurden unter der Voraussetzung wiedereröffnet, dass die Maßnahmen zur Verhinderung der Epidemie eingehalten werden. Dies beinhaltet genaue Vorgaben zu Belüftung, Desinfektion, Temperaturmessung, der Steuerung von Menschengruppen, dem Ausbau des Personalgesundheitsmanagements und andere Maßnahmen. Nach und nach normalisiert sich in Dongguan das gewohnte Alltagsleben wieder.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie bisher?
Ma: Die WHO hat COVID-19 von einer Epidemie zur globalen Pandemie hochgestuft. Im Kampf gegen dieses neue Virus haben alle Länder einen immensen Preis gezahlt, was wiederum desaströse Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hat. In solchen Fällen sollte die Welt enger zusammenstehen und sich einander unterstützen.
Welche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz gegen die Infektion sind auch heute noch im Werk einzuhalten?
Ma: Obwohl die Ausbreitung des Ausbruchs unter Kontrolle ist und die Anzahl der Infizierten in den meisten Gegenden stark abnimmt, verfolgen wir noch immer den umsichtigen Ansatz, Schutzvorkehrungen strikt umzusetzen. Zunächst sind das Tragen von Masken und das Messen der Körpertemperatur bei Betreten der Werks- oder Büroanlagen zwingend vorgeschrieben. Das Sicherheits- und Reinigungspersonal im Werk hat außerdem Schutzanzüge zu tragen. Zweitens werden das Werk und die Büros zur Desinfektion der Umgebung jeden Morgen mit Desinfektionsmittel besprüht. Darüber hinaus müssen die Angestellten vor Betreten der Werksanlagen ihre Hände mit Alkohol und die Sohlen ihrer Schuhe mit Desinfektionsmittel desinfizieren.
Hat sich die chinesische Wirtschaft schon ein wenig erholt?
Ma: Ohne Zweifel hat die Epidemie beträchtliche Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft. Laut Statistik lagen die Gesamtgewinne der Industriebetriebe auf nationaler Ebene 36,7 Prozent unter denen des Vorjahres. Da das Fortschreiten der Epidemie unter Kontrolle ist und sich verlangsamt, hat die chinesische Regierung einen konservativen Ansatz zur Wiedereröffnung der Wirtschaft gewählt. Allerdings ist heutzutage das Geschäftsumfeld stark globalisiert und Chinas Wirtschaft nicht unabhängig von der weltweiten Situation. Insbesondere bei den exportorientierten Unternehmen ist der Verlust schwer abzuschätzen.
Wie war die Kinderbetreuung in Tagesstätten und Schulen organisiert?
Ma: Bisher wurden seit Mitte April höhere Schulen und Sekundarschulen geöffnet. Seit Mitte Mai sind auch die meisten Grundschulen und Kindergärten wieder geöffnet. Ehe die Schüler in die Schulen zurückkehren konnten, forderte die Regierung die Schulen dazu auf, alle Mitarbeiter im Hinblick auf Kenntnis über und Fertigkeiten im Umgang mit Präventions- und Kontrollverfahren, persönlichem Schutz und Desinfektion zu schulen. Außerdem sollten Schulen gründlich gereinigt, Oberflächen von Gegenständen vorbeugend desinfiziert und Klassenzimmer mit offenen Fenstern belüftet werden. Hand- und sonstige Desinfektionsmittel, Masken, Handschuhe und andere Schutzmaterialien müssen vorrätig sein. Darüber hinaus müssen die Schulen Notfallpläne für die Prävention und Bekämpfung von Epidemien sowie entsprechende Maßnahmenpläne ausarbeiten und Verantwortliche benennen.
Wie wurden bzw. werden Aktivitäten wie Einkaufen, Arztbesuche, Besuche von Freunden oder Familienangehörigen usw. gehandhabt?
Ma: Bis jetzt hat sich das tägliche Leben der Menschen im Grunde wieder normalisiert. Der Tag der Arbeit, der erst kürzlich stattfand, leitete sogar einen kleinen Höhepunkt im Inlandstourismus ein. All dies basiert auf der Prävention und Kontrolle der Epidemie. In erster Linie müssen die Menschen ihre Masken auf korrekte Weise tragen und ihre Körpertemperatur ordnungsgemäß überprüfen lassen, ehe sie öffentliche Bereiche betreten. An allen öffentlichen Orten wie Arbeitsstätten, öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkaufszentren, Krankenhäusern, Sehenswürdigkeiten usw. gibt es genügend Personal, um die Präventions- und Kontrollauflagen konsequent umzusetzen. Dank des großflächigen Ausbaus mobiler Anwendungen in China können wir beispielsweise Online-Reservierungen über Mobiltelefone vornehmen, um Warteschlangen und Wartezeiten zu vermeiden. So können Krankenhäuser, Sehenswürdigkeiten und andere Einrichtungen den Personendurchfluss jederzeit steuern. Darüber hinaus sind Fieberambulanzen in Krankenhäusern streng von anderen Bereichen getrennt, und der Patientenzugang erfolgt über andere Wege, wodurch die Gefahr von Infektionsübertragungen verringert wird.
Hat der Ausbruch des Coronavirus in China auch etwas Positives?
Ma: Dieser Ausbruch ist für uns alle eine große Herausforderung – insbesondere für ein Land wie China mit 1,4 Milliarden Menschen. Der Ausbruch hat aber gleichzeitig auch gezeigt, dass die chinesische Regierung trotz der großen Bevölkerungszahl in der Lage ist, die Koordinierung und Zusammenarbeit von Regierungsbehörden, staatlichen Industrien und medizinischen Einrichtungen (wie Militär, Polizei, Medizin, Transport, Kommunikation, Bauwesen usw.) zu stemmen. Die vergangenen Monate haben zudem die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Sozialsystems und vieler Unternehmen sowie die Transparenz und Handlungsfähigkeit vieler öffentlicher sozialer Einrichtungen gezeigt. Darüber hinaus haben sich trotz der enormen Auswirkungen des Ausbruchs auf die chinesische Wirtschaft im Inland einige Branchen wie die Biomedizin, der E-Commerce, die Logistik oder auch die Infrastruktur weiterentwickelt.
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