Embracing the Change – Das Post Corona Mindset

Sicher ist, dass nichts sicher ist… von Thomas D. Landsberg

Frei nach Georg Christoph Lichtenberg wissen wir alle nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Was wir alle jedoch vermutlich sp?ren, ist, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll.

Das vergleichbare Prinzip: „Wer dauerhaft gl?cklich sein m?chte, der muss sich st?ndig ver?ndern“ dr?ckt eine Geisteshaltung aus, die bereits vor zweieinhalbtausend Jahren Grundlage des bekannten Leitsatzes des griechischen Philosophen Heraklit war: „panta rhei“ = alles flie?t.

Jeder Zustand in Systemen ist unabl?ssig in Ver?nderung begriffen (sozusagen im Change) – unabh?ngig davon, ob es unser K?rper, die Natur, die Weltwirtschaft oder das sich unabl?ssig ausdehnende Universum betrifft. Rein gar nichts ist statisch! Und auch wenn es oberfl?chlich betrachtet den Anschein erwecken mag, weil die meisten von uns nicht ohne weiteres in der Lage sind, den unabl?ssigen „Tanz der Molek?le“ im Alltag wahrzunehmen. Wenn wir in die Natur schauen, erkennen wir leicht, dass nichts bleibt, wie es gerade ist, und alles einer h?heren Ordnung folgt. Ein stetiges Wachsen und Gedeihen, Vergehen und wieder Entstehen. Und analog zu den Jahreszeiten, so finden auch in unserem K?rper – genau wie in einer Konzernwelt – permanente Aufbau-, Abbau- und Umbauprozesse statt. Medizin und Biologie wissen, dass sich unsere Milliarden von K?rperzellen in einem Zyklus von etwa 7 Jahren komplett erneuern. Wir sind also heute buchst?blich mit keiner Zelle mehr diejenigen, die wir vor sieben Jahren einmal waren – auch wenn das f?r uns nicht so leicht greifbar ist, weil unser Gedankenkarussell noch dasselbe zu sein scheint, wie eh und je.

* Bitte nicht noch mehr Change *

Vorausgeschickt: Das Streben nach Stabilit?t und Berechenbarkeit ist eine gute Sache und absolut menschlich. Gleichzeitig vermutete ich die Ursache f?r eine in uns Menschen tendenziell angelegte Aversion gegen Change – als eine Art Symptom f?r einen h?ufig anzutreffenden Zustand innerer Starre – in der unbewussten Weigerung unseres Egos, sich ?ndern zu wollen. Anstehende Ver?nderungen werden erstmal reflexartig als drohende Gefahr bewertet. Denn unser Ego ist stolz auf alle Errungenschaften, ?ber die wir oft ja auch unseren Wert als Mensch definieren und die wir deshalb auch mit aller Macht festhalten m?chten. Aus Erfordernissen des Loslassens mit gef?hlten Ver?nderungen unseres Status Quo erwachsen Verlust?ngste, die bis zu existenziellen Krisen in K?rper und Psyche f?hren k?nnen. Wer von uns l?sst schon gerne – teils hart erarbeitete – Errungenschaften wieder los. Im Volksmund sagt man allerdings auch, dass die Friedh?fe voll von Menschen sind, die sich f?r unersetzlich hielten. Sie w?ren wahrscheinlich entt?uscht zu sehen, dass die Welt sich ohne sie genauso ruckelfrei weiterdreht und das letzte Hemd tats?chlich keine Taschen hat.

So bewirkt neben materiellen Errungenschaften auch unreflektiertes Festhalten an Prinzipien nicht selten die Aufrechterhaltung von Stagnation – also Starre. Die Physik wei?, dass in einem geschlossenen System, wie beispielsweise im System Mensch, keine Information verloren geht, sondern lediglich ihre Erscheinungsform, ihren Ausdruck ver?ndert (vgl. Energieerhaltungssatz). Diese ?nderung der Erscheinungsform bedeutet Transformation – also Change in seiner Urform. Transformation des Alten durch dessen scheinbare Zerst?rung bringt dabei gleichsam das Neue hervor, ist also Voraussetzung daf?r, dass Altes sich weiterentwickeln kann. Gut zu beobachten ist dieses Ph?nomen nach einem Waldbrand, wo nach einiger Zeit aus der fruchtbaren Asche unaufhaltsam wieder pralles Leben erw?chst, das nach Aussagen von Naturforschern h?ufig ein neues, h?her entwickeltes Erscheinungsbild zeigt als vorher.

* Wie wir die Welt ver?ndern k?nnen *

Die Welt ver?ndern? Nette Idee! Nach meiner ?berzeugung k?nnen wir „die Welt“ nicht wirklich ?ndern. Unsere eigene Welt k?nnen wir jedoch sehr wohl ?ndern (transformieren), indem wir z.B. unsere pers?nlichen Einstellungen, Perspektiven, bis hin zu unserem Lebenssinn ver?ndern, dadurch ?ndert sich dann auch unmittelbar unsere individuelle Wahrnehmung der Welt – und in dem Moment sind wir ?berzeugt, die Welt“ h?tte sich ver?ndert. Cool, nicht wahr? Echte Ver?nderung kommt also immer von Innen. Insofern k?nnen wir alles f?r die Welt tun, indem wir alles f?r uns – f?r unsere pers?nliche Welt und unsere individuellen Sichtweisen – tun.

Der Schl?ssel f?r einen im pers?nlichen Empfinden konstruktiv verlaufenden Changeprozess liegt nach meiner Beobachtung in einer bewussten Fokuslenkung auf das Positive, auf einen ?bergeordneten Sinn und die in jeder Transformation beheimateten Chancen. So k?nnen wir unseren inneren Dialog ad?quat modifizieren und uns dadurch eine wesentliche „Watzlawicksche Erkenntnis“ erfahrbar machen, dass die Prohezeiung des Ereignisses zum Ereignis der Prohezeiung f?hrt.

* Erfolgsfaktoren: Geduld und Zuversicht *

In meiner Coachingarbeit kommt es vor, dass Klienten, die eigentlich mit dem Wunsch nach Ver?nderung und Richtungswechsel zu mir kommen, schnell ungeduldig werden und zu fr?h ihre Arbeit an sich selbst wieder abbrechen m?chten. Meist passiert das in Momenten, wo schon erste Erfolge zu verzeichnen sind – es dann allerdings an „des Pudels Kern“ geht. In dieser Phase kommen nicht selten Bef?rchtungen beim Klienten hoch, einen R?ckschritt gemacht zu haben, weil bestimmte Themen, die bereits erledigt (verstanden) schienen, sich pl?tzlich – manchmal auch f?r eine gewisse Zeit zyklisch wiederkehrend – noch einmal in einer h?heren Intensit?t zeigen. Dies ist v?llig normal, da wir gemeinsam ja buchst?blich in die „unaufger?umten Ecken“ des Bewusstseins leuchten, wo erst einmal die Wenigsten richtig Bock drauf haben.

In einer ganzheitlichen Sichtweise bedeutet dieser aufkeimende innere Stress eigentlich eine begr??enswerte Reaktion des Systems, wie sie beispielsweise aus der Hom?opathie bekannt ist, wenn ein Zustand infolge einer sogenannten „Erstverschlimmerung“ erst einmal scheinbar schlechter wird. Doch ist diese scheinbare Verschlimmerung in der Regel die Voraussetzung daf?r, dass es ?berhaupt besser werden kann. Insofern lautet der aus meiner Sicht tats?chlich sinnvollere Begriff: „Heilreaktion“. Er zeigt eine ?berwundene Regulationsstarre an – resultierend aus einem h?heren Bewusstseinslevel. Meist ist genau dann ein wichtiger Umkehrpunkt erreicht, an dem es um die wirkliche ?bernahme von Eigenverantwortung, also um eine klare Entscheidung, ein „Ja“ zur Ver?nderung geht. Klienten, die an diesem Punkt zu einer Ver?nderung im Grunde ihres Herzens nicht bereit sind, dekodieren solche Heilreaktionen gerne so, dass das Coaching bei ihnen augenscheinlich nicht funktioniert, weil sie sich tempor?r „schlechter“ f?hlen und sie die eigentlich begr??enswerte Reaktion nicht als Besserung empfinden k?nnen. Im Leistungssport nennt man vergleichbare Anpassungsprozesse Superkompensation. Anf?nglicher Muskelkater nach intensiverer Belastung transformiert den Zielmuskel (oder das Herz- Kreislaufsystem) hierbei ?ber eine Art Wachstumsschmerz zu unweigerlicher Leistungssteigerung.

* Vertrauen ist der Anfang von allem *

In wie oben beschriebenen Phasen besteht f?r den Coach (und ebenso eine F?hrungskraft) der implizite Auftrag darin, dem Klienten (oder Mitarbeiter) zu vermitteln, dass gerade im gef?hlten Chaos Vertrauen & Geduld gefragt sind, um diesen wichtigen Umkehrpunkt, diese vor?bergehende Phase, in der vielleicht die alten Vermeidungsstrategien des Egos noch mal aktiv werden, zu durchschreiten. Auch und besonders, wenn es gerade schmerzhaft ist. Denn an genau dem Punkt liegt das gr??te L?sungspotenzial. Wer es in dieser Phase schafft dabei zu bleiben, der macht in der Regel einen gro?en Entwicklungsschritt und geht aus der Situation gest?rkt und befreit wie Ph?nix aus der Asche hervor. Das wahre ?ben von Geduld beginnt f?r mich daher erst ab dem Zeitpunkt, wo echte Ungeduld anf?ngt. Alles vorher, wenn es uns noch gar nicht richtig „gekitzelt“ hat, bedurfte keiner wirklichen Geduld. Und so l?sst sich gerade im Business auch nicht immer leicht vermitteln, dass Transformations- und Changeprozesse ihre Zeit brauchen. Wie auch eine neue Jahreszeit ?blicherweise nicht mit einem Fingerschnips entsteht – gestern war noch tiefster Winter und es lag einen Meter Schnee, und heute, quasi ?ber Nacht, erleben wir f?r die n?chsten drei Monate Sommer mit angenehmen 25 Grad. Auch die Jahreszeiten als Sinnbild f?r nat?rliche Gesetzm??igkeiten entwickeln sich einschleichend und wieder ausschleichend mit tempor?ren „R?ckf?llen“ in beide Richtungen.

Ebenso verh?lt es sich mit dem Erreichen dauerhafter Einstellungsver?nderung, vor allem wenn wir vormals vielleicht ?ber Jahre bis Jahrzehnte anders gepolt waren. Es erfordert ?bung und braucht auch seine Zeit, ob es das Verinnerlichen einer neuen Unternehmenskultur, das Erlernen anderer Verhaltensweisen, einer neuen Sportart, Sprache oder die Beherrschung eines Instruments ist. Bei den Letztgenannten erkennen wir es zumeist klarer, dass daf?r nicht selten Jahre regelm??igen Trainings n?tig sind, um ein hohes Level zu erreichen und stabil zu halten. Meine Empfehlung an Unternehmen und F?hrungskr?fte lautet daher auch, sich in anspruchsvollen Transformationsphasen durch einen erfahrenen Coach methodisch versiert und empathisch begleiten zu lassen.

Zu solchen und verwandten Themen rund um professionelles Selbstmanagement in anspruchsvollen Situationen liefert mein Buch „Leadership Excellence – Wirkungsvolle F?hrung durch Achtsamkeit“ eine Vielzahl wirksamer und leicht umsetzbarer ?bungen.

* Mit Affirmationen ein passendes Mindset entwickeln *

Hilfreiche Affirmationen und f?rderliche Glaubenss?tze, die man seinem pers?nlichen Denkapparat als t?gliches, konstruktives Change-Workout anbieten kann, lauten beispielsweise:

– Ich ?ffne mich f?r die Chancen und Gelegenheiten, die mir der Ver?nderungsprozess schenkt.
– Ich h?re auf zu k?mpfen, und lasse mich vertrauensvoll auf den Prozess ein.
– Es wird (mir) gelingen. Ich werde alle Herausforderungen, die mir begegnen, meistern und daran wachsen.
– Ich bin voller Mut und Zuversicht, dass sich alles zu meinem Besten entwickelt.
– Ich werde selbstbestimmt und kraftvoll handeln, wo meiner ?berzeugung nach Aktivit?t gefordert ist. Und ich werde geduldig abwarten und Positives erwarten, wenn ich sp?re, dass um vertrauensvolles Zu- und Loslassen geht.

Buchtitel: Leadership Excellence – Wirkungsvolle F?hrung durch Achtsamkeit
Autor: Thomas Damran Landsberg
Verlag: Books on Demand (BoD)
ISBN-13: 978-3750416116
Hardcover 296 Seiten, Print 29,99 EUR

Keywords:Achtsamkeit, Coaching, F?hrung, Leadership, Mindfulness, Pers?nlichkeitsentwicklung, Resilienz, Burnout-Prophylaxe

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