„HR muss wieder Lust auf Leistung machen“

Matthias Kempf zwischen globalem Umbau und nationalem Zielbild

Matthias Kempf wirkt nicht wie jemand, der gekommen ist, um die immergleichen HR-Mantras zu wiederholen. „Wir m?ssen die Freude an Produktivit?t zur?ckbekommen“, sagt er im Gespr?ch – und setzt damit einen Satz in die Welt, der in der Wohlf?hlrhetorik vieler Arbeitsmarktdebatten wie eine kalte Dusche wirkt.

Als Chief People Officer der Knauf Group verantwortet Kempf die globale Neuausrichtung der Personalstrategie in einem 45.000-Mitarbeiter-Unternehmen, das von Gipsplatten bis zu Hightech-D?mmstoffen produziert. „Den Job, den ich heute mache, gab es vor f?nf Jahren noch gar nicht“, erz?hlt er. Sein Ziel: ein weltweites „Umbrella“ f?r HR-Themen – einheitliche F?hrungsprinzipien, ein globales Nachfolgemanagement, verbindliche Kulturarbeit. „Wir sind noch im Fix-the-Basics-Mode“, sagt er, und spricht von Investitionen in ein einheitliches HR-Informationssystem, Leadership-Development und einem Unternehmens-Purpose.

Gleichzeitig ist Kempf seit 2025 Pr?sident des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) – und dort verschiebt er die Perspektive von der Binnenlogik der Unternehmen zur Volkswirtschaft. Eine der Thesen des Verbands: „Deutschland steht am Scheideweg. Die Industrie wandert ab, das Handwerk darbt und die Tech-Firmen meiden Deutschland. Wir brauchen ein neues volkswirtschaftliches Zielbild.“ F?r Kempf hei?t das: HR ist keine Serviceabteilung mehr, sondern Teil der Standortpolitik.

Er scheut nicht vor unbequemen Fragen zur?ck: „Braucht es HR ?berhaupt noch? Und wenn ja, in welcher Form?“ Seine Antwort: dringender denn je – aber nur, wenn sich HR vom Verwaltungsapparat zum „strategischen Impulsgeber“ entwickelt, der Mitarbeitendenbed?rfnisse in strategische Entscheidungen ?bersetzt. Das erfordert auch Allianzen: „IT und HR sind keine Konkurrenten. Aber ohne echte cross-funktionale Teams wird K?nstliche Intelligenz uns marginalisieren.“

Auf der Keynote Stage der Zukunft Personal Europe am 9. September, 9:45 Uhr, wird Kempf gemeinsam mit Birgit Bohle (Vorst?ndin Personal und Recht, Deutsche Telekom) und Dr. Oliver Stettes (Institut der deutschen Wirtschaft K?ln) diskutieren, moderiert von Cliff Lehnen. Das Thema: „Time for new beginnings: Wie HR die Performance von morgen pr?gt“.

Die Debatte um Vier-Tage-Woche und ?berstundenverg?tung findet er wichtig, aber oft falsch gerahmt. „Ich w?rde die Frage vom anderen Ende her aufziehen: Wie schaffen wir es, wieder mehr zu stemmen – und Freude daran zu haben?“ In seiner Lesart ist Produktivit?t kein rein betriebswirtschaftliches Ma?, sondern eine kulturelle Ressource, die verloren zu gehen droht.

Sein Appell, zur ZPE zu kommen, ist kein Messe-Marketing, sondern eine Kampfansage an kollektive Selbstzufriedenheit: „HR hat allen Grund, selbstbewusst aufzutreten – unsere Rolle bleibt unverzichtbar. Die Zukunft Personal Europe liefert daf?r Impulse, st?rkt unser Netzwerk und l?sst uns mit neuer Energie zur?ckkehren.“ Dazu kommt das 25-j?hrige Jubil?um mit dem Versprechen, dass auch gefeiert wird.

Wer am 9. September in K?ln zuh?rt, wird keinen PR-Monolog erleben, sondern den Versuch, HR als gesellschaftlichen Akteur neu zu definieren – zwischen den Baustellen globaler Unternehmenstransformation und den Strukturfragen der deutschen Wirtschaft.

Keywords:HR, Human Ressources, People Business, Organisational Performance, Learning, Development, Recruiting, Corporate Health, HR, Zukunft der Arbeit

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