Was ist eigentlich aus den Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch geworden? – Von Thomas Friese, Immobilien Projektentwickler in Berlin und Oldenburg
Genossenschaften sind der Zusammenschluss verschiedener Personen, um gemeinsam etwas zu schaffen. Eine Einkaufsgemeinschaft wie EDEKA , eine Volksbank oder Raiffeisenkasse oder eine Wohnungsgenossenschaft. Eine Idee des 19. Jahrhunderts, die auch im 21. Jahrhundert immer noch Fr?chte tr?gt. Schlie?lich sind Wohngenossenschaften zur Erstellung und gemeinsamen Nutzung von Wohnraum eine der stabilsten Genossenschaftsformen, die es ?berhaupt gibt. Genossenschaften entstanden im 19. Jahrhundert als Reaktion auf Umw?lzungen, wie zum Beispiel die Notwendigkeit, schnell Wohnraum f?r zuziehende Bev?lkerungsteile in den gr??eren Siedlungsr?umen wie Mittelst?dten und Gro?st?dten zu schaffen.
Genossenschaften funktionieren bis heute
Eine genossenschaftliche Kooperation war eine Innovation, die sich weltweit verbreitet hat. Die Ideen der Genossenschafts-Pioniere Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch sind ein globaler Erfolg geworden. Im Liberalismus, weit vor der Idee der staatlichen Daseinsvorsorge, taten sich Menschen zusammen, um sich gemeinsam selbst zu helfen und damit Wohnungsgenossenschaften, die ab 1850 entstanden, zu gr?nden. Die ?lteste Genossenschaft ist in M?nchen von 1871. Auch heute werden noch Wohnungsgenossenschaften gegr?ndet, die Baugenossenschaften oder Wohnungsbaugenossenschaften sind grunds?tzlich seit 150 Jahren unver?ndert. Ausgang nehmen sie durch die Idee, dass es den Begriff des privaten Wohneigentums gibt. Eine private Selbsthilfe durch den Zusammenschluss der Betroffenen, die zugleich Nutzer, also Mieter und Eigent?mer, sind. Die 2000 Wohnungsgenossenschaften halten in Deutschland mehr als 10 Prozent des gesamten Mietwohnungsbestandes. Das sind 2,2 Millionen Wohnungen, in denen ?ber f?nf Millionen Menschen leben. Die Idee w?chst. Insgesamt investieren Wohnungsbaugenossenschaften j?hrlich mehr als f?nf Milliarden Euro in Neubau, Modernisierung oder Instandhaltung von Wohneigentum. Die durchschnittliche Kaltmiete liegt zudem unter der von anderen Wohnungsunternehmen, ihre durchschnittliche Gr??e dar?ber, sagen Untersuchungen.
Genossenschaften funktionieren als Mischform zwischen Nutzung und Eigentum
Die gro?e Besonderheit ist, dass es sich zwar um Privateigentum der Gemeinschaft handelt, jedoch nicht um Individualeigentum an den bewohnten Wohnungen der Mitglieder der Genossenschaft. Es handelt sich also um Kollektiveigentum. Die Beteiligung der Mitglieder der Genossenschaft steht nicht so sehr als finanzielles Anlageinstrument im Raum, sondern ist das Nutzungsrecht f?r den Wohnraum. Durch das Demokratieprinzip des Genossenschaftsrechtes werden die Interessen der Investoren- und Mieterinteressen stets gleichzeitig ber?cksichtigt und finden so einen Ausgleich, denn der Wohnungseigent?mer nutzt den Wohnraum selbst. Die Vorteile sind bestechend. Die Konstruktion f?hrt dazu, dass die ?konomischen Interessen der Gemeinschaft auch gleichzeitig diejenigen des Einzeleigent?mers sind. Vorteile dieser Entwicklung sind finanzierbarer und sicherer Wohnraum, eine Kombination von eigent?mer- und mieterorientierter Handlungsstrategien, eine Aufwertung der Lebensr?ume, Demokratieprinzipien als unmittelbare Demokratie Erlebnisse der Mitglieder der Genossenschaft und die Teilhabe von Menschen in der Gesellschaft. Die positiven Einsch?tzungen f?hren dazu, dass die Perspektiven f?r die Wohnungsgenossenschaften in der Zukunft als ausgezeichnet bewertet werden. Sie sind zwar keine Wunderwaffe zur L?sung von gesellschafts- und wohnungspolitischen Problemen, k?nnen aber durch ihre Grundidee erhebliche positive Effekte zeichnen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten – auf die n?chsten 150 Jahre Genossenschaften
Dies bedarf nichtsdestotrotz wegen der m?glichen Missbrauch Gefahren einer starken staatlichen Kontrolle. Die Strahlkraft der Genossenschaft ist so stark, dass sich seit einigen Jahren auf dem Markt auch unseri?se Anbieter tummeln. Diese sind scharf abzugrenzen von den traditionellen Wohnbau-Genossenschaften. Aber wo viel Licht ist, muss auch Schatten sein. Fazit ist, dass die Idee der Genossenschaften f?r Wohneigentum eine gro?artige M?glichkeit ist, der Bev?lkerung guten und preiswerten Wohnraum zur Verf?gung zu stellen und Investoren- und Mieterinteressen in Einklang zu bringen.
V.i.S.d.P.:
Thomas Friese
Projektentwickler & Immobilienexperte
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