In der aktuellen Pandemiekrise offenbaren sich Vorteile und Versäumnisse bei der Digitalisierung in Deutschland. Was können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) daraus ableiten? Klar ist, dass sich die Arbeitswelt auf Dauer verändern wird, vor allem weil die Krise das Thema Homeoffice wie ein Turbo vorantreibt. Auch für interne Prozesse wirkt sie wie ein Stresstest. Beispiel: Antrag auf Corona-Hilfen.
KMU, die schon lange vor der Krise auf digitale Transformation gesetzt haben, profitieren heute durch eingespielte Prozess-, Kommunikations- und Analysestrukturen. „Konkret bedeutet das für Unternehmer, die Corona-Hilfen in Anspruch nehmen möchten, einen großen Zeitvorteil und damit schnellere Liquidität“, erklärt Steuerberater Thomas Breit. Er arbeitet in seiner Kanzlei komplett papierlos und richtet auch im Kundenauftrag automatisierte Finanzbuchhaltungen ein. „Einen Antrag auf KfW-Corona-Hilfe kann ich auf dieser Basis in etwa drei bis fünf Stunden für meine Mandanten abwickeln. Wenn keine digitalisierten Prozesse vorliegen, würde der Vorgang zwei bis vier Arbeitstage dauern und entsprechende Kosten verursachen“, so Breit.
Hilfreich für die Mittelbeschaffung ist auch die Datentransparenz, die durch eine digitale Buchhaltung entsteht. Jeder Beleg ist über den Buchungssatz aufrufbar, Budgetierungen sind nahezu auf Knopfdruck zu generieren und der Jahresabschluss 2019 ist mit wenigen Schritten zu erstellen. Dadurch lassen sich auch andere Finanzierungen als KfW-Bundesmittel schnellstens nutzen, etwa Soforthilfen regionaler Förderbanken wie der IFB in Hamburg. „Für einen Mandanten habe ich jetzt in der Krise einen Invest-Zuschuss für Wagniskapital beantragt, den das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) anbietet. Auch hier konnten wir innerhalb weniger Stunden einen Antrag abwickeln“, berichtet der Berater. Mit der Registrierung im BAFA-Programm bekommt jeder Business Angel oder private Investor 20 Prozent des Ausgabepreises seiner Anteile als Erwerbszuschuss zurückerstattet.
Weiterer Vorteil von digitalen Strukturen: Sie sichern zeitnah ein laufendes Reporting gegenüber Banken, Investoren oder Bürgengemeinschaften, was gerade in der Krise einen Bearbeitungsvorsprung ermöglicht. „Tempo und Präzision sind die Gebote der Stunde“, so Breit, „um Liquiditätshilfen und die derzeit gewährte Stundung von Steuerzahlungen in vollem Umfang zu nutzen.“ Damit alle Instrumente wirkungsvoll zusammenspielen, sind Liquiditätsszenarien auch über längere Zeiträume hinaus zu entwickeln. Bei starken Umsatzrückgängen durch die Pandemie stellt sich für KMU zudem die Aufgabe, Prozesse und Skalierungen anzupassen. Dabei lässt sich auch prüfen, welche Potenziale der Digitalisierung noch ungenutzt sind. Für Berater Breit eine Perspektive in unsicheren Zeiten: „Erfolge nach der Krise lassen sich mit neu gewonnener Prozesseffizienz um so schneller erzielen.“
Keywords:Corona Digitalisierung KMU Finanzbuchhaltung
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