Trotz oder wegen Corona? Unternehmen beurteilen Digitalisierung weiter positiv

Zweite Umfrage zur Digitalisierung im deutschen Mittelstand unter rund 7.500 Unternehmen

Zum zweiten Mal nach 2019 fühlt die Star Finanz dem deutschen Mittelstand auf den Zahn: Eine Umfrage zum Stand der Digitalisierungs-Bemühungen, an der bis Ende Juni rund 7.500 Unternehmen teilgenommen haben, bescheinigt den Betrieben weiterhin eine positive Einstellung gegenüber der Digitalisierung. Demnach steigt sowohl der Anteil an Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung beschäftigen (von 77 auf 79 Prozent), als auch der Anteil derer, welche die digitale Transformation als Chance begreifen, von 83 auf 87 Prozent leicht an. Die aktuelle Corona-Pandemie hinterlässt in punkto Digitalisierung ebenfalls deutliche Spuren: So planen rund 40 Prozent der befragten Unternehmen ergriffene Maßnahmen wie Homeoffice oder den verstärkten Einsatz digitaler Tools auch über die Krise hinaus beizubehalten. Dass die Krise die Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells beschleunigt, glauben 46 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Star Finanz die bislang größte Umfrage zur Digitalisierung im deutschen Mittelstand durchgeführt. An dieser Befragung nahmen mehr als 11.000 Einzelunternehmer, mittelständische Firmen und Konzerne teil.

Im ersten Teil der zweiten Auflage analysiert die Star Finanz in diesem Jahr nun erneut, wie Unternehmen in Deutschland mit dem Thema Digitalisierung umgehen. Insgesamt zeigen sich die Betriebe weiterhin optimistisch: 87 Prozent sehen demgemäß vor allem Chancen für das eigene Geschäftsmodell. Während im vergangenen Jahr noch 17 Prozent der Umfrageteilnehmer über alle Branchen hinweg die digitale Transformation als Bedrohung empfanden, liegt der Wert 2020 mit 13 Prozent leicht darunter. Dabei gilt wie schon im vorigen Jahr: Umso größer die Unternehmen, desto positiver stehen sie der Digitalisierung gegenüber. Der Anteil der Unternehmen, die Digitalisierung als Chance wahrnehmen, steigt von 82 Prozent bei den Klein- und Kleinstbetrieben (bis 0,5 Millionen Euro Umsatz) auf 95 Prozent in der umsatzstärksten Gruppe (über 20 Millionen Euro Jahresumsatz). 79 Prozent aller Betriebe beschäftigen sich bereits intensiv mit dem Thema, der höchste Anteil entfällt in dieser Kategorie auf Unternehmen des Handels (82 Prozent), aber auch drei Viertel (75 Prozent) aller befragten Handwerksbetriebe setzen auf die Digitalisierung.

Wie im Vorjahr erwartet fast die Hälfte aller Unternehmen (46 Prozent) in den kommenden fünf Jahren eine Veränderung ihres Geschäftsmodells. Gleichzeitig leitet daraus weiterhin nur etwa jedes zehnte Unternehmen unmittelbaren Handlungsdruck ab – lediglich 12 Prozent wollen diese Veränderung aktiv in die Hände nehmen und das eigene Modell in naher Zukunft anpassen. Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, setzen die Unternehmer stattdessen vor allem auf die Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (58 Prozent), auf eine verbesserte interne Organisation (50 Prozent) sowie den eigenen Web-Auftritt (33 Prozent).

Corona-Pandemie: Auswirkungen spürbar
Das aktuelle Umfeld ist nicht zuletzt für den Mittelstand eine große Herausforderung. Konkrete Auswirkungen zeigt die Corona-Krise bei Aufträgen und Umsätzen. Während Letztere regelrecht eingebrochen sind – jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) beklagt Rückgänge – stechen bei knapp einem Viertel der befragten Betriebe die fehlenden Aufträge hervor (22 Prozent). Erfreulich: Immerhin 31 Prozent gaben an, keinerlei Auswirkungen zu spüren. Der Handel ist dagegen stärker von der Pandemie betroffen. So blickt dieser zum einen auf stärkere Umsatzrückgänge (61 Prozent). Zum anderen geben die Unternehmen in geringerem Umfang an (17 Prozent), nicht von den jüngsten Entwicklungen betroffen zu sein. Im Handwerk scheint wiederum fehlendes Material ein Problem darzustellen. Mit 29 Prozent der Befragten liegt dieser Wert knapp zehn Prozentpunkte über jenem der gesamten Vergleichsgruppe. Mit Blick auf das Vorjahr gab es hinsichtlich der Geschäftsmodelle und Prozesse kaum Veränderungen: Urlaubsanträge, Mahnwesen oder Anbietervergleiche laufen ein Jahr später nur geringfügig automatisierter ab.

Interessant ist zudem ein Blick auf die Maßnahmen, die Unternehmen in puncto Eindämmung des Coronavirus umgesetzt haben. In etwa gleich ausgeprägt sind hier der Ausbau von Homeoffice-Möglichkeiten (37 Prozent), Kurzarbeit (34 Prozent) oder der verstärkte Einsatz digitaler Tools (33 Prozent) zu nennen. Lediglich sechs Prozent der Unternehmen sahen sich genötigt, Mitarbeitern zu kündigen. Nahezu vier von zehn Unternehmen (39 Prozent) planen ferner, die ergriffenen Maßnahmen langfristig beizubehalten. 29 Prozent lehnen dies ab, 32 Prozent sind noch unentschlossen. Uneinigkeit herrscht auch bei der Frage, ob die aktuelle Krise die Digitalisierung des eigenen Geschäftszweiges beschleunige. Während 46 Prozent der Befragten genau davon ausgehen, sehen 43 Prozent keinen Zusammenhang.

Dr. Christian Kastner, Geschäftsführer der Star Finanz, sagt: „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Digitalisierung des Mittelstandes ist nicht aufzuhalten. Zwar nimmt die Akzeptanz für das Thema insgesamt zu, einige Branchen sehen jedoch nach wie vor noch keine hinreichenden Belege für die Bedrohung des eigenen Fachgebietes. Die Anpassung ihres Geschäftsmodells sollte weiterhin als Priorität verstanden werden. Wer nicht konsequent auf die wirklich disruptiven Veränderungstreiber wie neue Geschäftsmodelle, digitale Produkte oder Künstliche Intelligenz setzt, droht künftig den Anschluss zu verpassen, unabhängig vom Betätigungsfeld.“

Zur Umfrage:
Die Star Finanz führte im Juni 2020 eine Online-Umfrage unter Einzelunternehmern, mittelständischen Firmen und Konzernen in ganz Deutschland durch. Ziel der Umfrage war es, Erkenntnisse zum Digitalisierungsgrad sowie zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf deutsche Unternehmen zu gewinnen. Insgesamt nahmen rund 7.500 Firmen an der Befragung teil. Ein Großteil der Antwortgeber besetzt in den Unternehmen leitende Positionen. Über die Hälfte (57 Prozent) sind Inhaber oder Geschäftsführer, knapp ein Viertel (24 Prozent) leitende Angestellte.

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