sup.- Riesige, landwirtschaftlich bedenkliche Monokulturen, die Rodung tropischer Regenwälder, ein schrumpfender Lebensraum bedrohter Tierarten und Kinderarbeit auf den Plantagen – dies alles wird mit dem Anbau von Palmöl in Verbindung gebracht. Der Ruf des pflanzlichen Fettes hat in den letzten Jahren entsprechend gelitten, bis hin zu Boykottaufrufen im vermeintlichen Dienste der Umwelt. Allerdings verhallen solche Appelle meist recht wirkungslos, denn Palmöl ist eine wichtige Zutat in zahlreichen Lebensmitteln sowie in weiteren Artikeln des täglichen Gebrauchs von der Kosmetik bis zu Waschmittelprodukten. Vor allem würde ein Boykott am Problem der erforderlichen Anbauflächen überhaupt nichts ändern. Im Gegenteil: Alle verfügbaren Alternativen zur Erzeugung von Pflanzenfett wie z. B. Raps, Kokos oder Sonnenblumen benötigen für den gleichen Ertrag wesentlich mehr Fläche als Palmöl. „Die Hälfte der Weltbevölkerung verwendet Palmöl in Lebensmitteln, und wenn wir es verbieten oder boykottieren, werden wahrscheinlich andere, landhungrigere Öle dessen Platz einnehmen“, bestätigt Erik Meijaard von der Weltnaturschutzunion IUCN.
Damit ökologische und soziale Standards tatsächlich eingehalten werden, sollte es deshalb nicht um das „ob“ sondern um das „wie“ des Palmölanbaus gehen. Es kommt darauf an, in einem abgestimmten Vorgehen von Herkunfts- und Verbrauchsländern, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen sowie Industrie, Handel und Konsumenten den unkontrollierten Anbau mit allen eingangs genannten Folgen zu verhindern. Gemeinschaftsinitiativen wie das „Forum Nachhaltiges Palmöl“ (FONAP) oder der „Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl“ (RSPO) setzen sich für Zertifizierungen als effektive Filter gegen Palmöl aus unzulässigen Anbauverfahren ein. „Zertifizierungssysteme wie der RSPO können mit unabhängigen Auditoren dazu beitragen, die Lebensverhältnisse von Arbeitern und (Klein)-Bauern wirklich zu verbessern und den Einsatz hochgefährlicher Pestizide zu unterbinden“, sagt Markus Wolter vom World Wide Fund For Nature (WWF), der bei einem mehrwöchigen Besuch in Indonesien die Situation vor Ort beobachten konnte.
Eines der wichtigsten Ziele des FONAP ist es deshalb, die bestehenden Zertifizierungssysteme Schritt für Schritt um strengere Kriterien zu ergänzen. Das setzt aber auch voraus, dass die Nachfrage nach zertifiziertem Palmöl ausgebaut werden kann. Nur so lässt sich den Kleinbauern und Plantagenbetreibern eine realistische Perspektive vermitteln, dass Wirtschaftlichkeit und nachhaltiger Anbau vereinbar sind. Wir alle sind also als Verbraucher aufgerufen, beim Einkauf auf zertifiziertes Palmöl aus nachhaltigem Anbau zu achten.
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