Mit ihrem Aktionstag am 8. Juni wollen die Vereinten Nationen auf die Bedeutung der Meere und ihren Schutz hinweisen. Ein zentraler Aspekt: Kunststoffabf?lle. Sie sind da, aber wie viel genau? Neue Untersuchungen zeigen, dass weniger Plastik ins Meer gelangen k?nnte als gedacht. Au?erdem wurden Bakterien entdeckt, die das Plastik fressen. Und es gibt sogar einen Hairoboter, der auf den M?ll losgeht.
Ozeane sind schwer zu erfassen, wie auch der Plastikm?ll, der sich dort befinden soll. Eigentlich. Denn es wird weniger Kunststoff im Meer gefunden, als sich dort angesichts des Abfalleintrags aus der Massenproduktion seit den 1950er Jahren befinden m?sste. Die Wissenschaft spricht vom „Missing Plastic Paradox“.
Auswertung zeigt: Nicht so viel Plastik im Meer als vermutet
Eine m?gliche Antwort auf das Ph?nomen des fehlenden Plastiks liefert nun der niederl?ndische Datenexperte Mikael Kaandorp. Ausgangs-punkt: ?ltere Studien gingen bei ihren Modellrechnungen davon aus, dass rund 4 bis 12 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr in die Ozeane ein-getragen werden. Zu anderen Ergebnissen kommt der Forscher bei seiner Studie an der Universit?t Utrecht: Demnach gelangen tats?chlich etwa 500.000 Tonnen Plastikm?ll pro Jahr ins Meer, also rund ein Zehntel der bisher angenommenen Menge. Die Zahlen ergeben sich aus einem Computermodell, mit dem ungef?hr 20.000 Messungen ausgewertet wurden. Das Thema muss daher weiter erforscht werden, dazu Mikael Kandoorp: „Wir sind wirklich noch auf der Suche nach Gr??enordnungen“.
Neue Erkenntnisse: Bakterien fressen den Kunststoff auf
Neben den Zahlen des Wissenschaftlers Kaandorp liefert das Labor des K?niglich Niederl?ndischen Instituts f?r Meeresforschung (NIOZ) auf Texel eine weitere Erkl?rung f?r das R?tsel. Dort zeigten Experimente, dass sich Kunststoff durch das UV-Licht der Sonne in kleinste Verbindungen zersetzt, die von Mikroorganismen vollst?ndig abgebaut werden k?nnen. In den Laborversuchen wurde nachgewiesen, dass ein Bakterium namens „Rhodococcus ruber“ Plastik komplett vertilgt und verdaut. So wird pro Jahr etwa ein Prozent des Kunststoffs abgebaut, errechneten die Forscher. ?ber die Jahre summiert, ergibt sich ein messbarer Faktor f?r die Diskrepanz.
M?llstrudel verr?t: Wo das Plastik tats?chlich herkommt
Eine Untersuchung des subtropischen Abfallteppichs „North Pacific Garbage Patch“ (NPGP) ergab, dass ein erheblicher Anteil des dortigen Kunststoffm?lls nicht nur von Fl?ssen und K?sten stammt, sondern vor allem durch Fischerboote verursacht wird, ?berwiegend aus Japan, China, Korea, USA und Taiwan. Netze und Seile hinzugerechnet, macht verlorengegangene und weggeworfene Fangausr?stung zwischen 75 und 86 Prozent des schwimmenden Plastiks im NPGP aus. Das k?nnte auf alle Ozeane zutreffen, vor allem dort, wo intensiver Fischfang stattfindet. Und zeigt, welche zentrale Stellung die industrielle Fischerei bei der Bek?mpfung des Abfallaufkommens einnimmt.
Kreative L?sungen: Wie man Kunststoff im Meer verringert
Mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen, um die Ozeane von Abfall zu befreien. Bekannt ist beispielsweise „The Ocean Cleanup“, eine niederl?ndische Organisation, die mit Booten M?ll von der Meeresoberfl?che absaugt oder aus Fl?ssen filtert, bevor das Plastik im Ozean landet. Ein anderes Unternehmen in den Niederlanden setzt auf eine Barriere mit Blubberblasen – Luft steigt von kleinen L?chern aus einem Schlauch am Flussgrund auf und bringt den Kunststoff an die Oberfl?che. Dort wird er durch die Str?mung an die Barriere gedr?ckt und kann in einem Beh?lter gesammelt werden. Es gibt zwischenzeitlich auch einen M?llhai: Der „Wasteshark“ ist der weltweit erste autonome Entsorgungsroboter, der Plastikm?ll in H?fen, Kan?len und innerst?dtischen Gew?ssern „verschlingt“.
Der K?nigsweg: Plastikabfall als Wertstoff erkennen
Gelangt Plastikm?ll ?ber K?sten und Fl?sse ins Meer, wurde er zuvor meist achtlos in der Umwelt entsorgt oder unkontrolliert auf wilden Deponien gelagert, die zus?tzlich B?den und Grundwasser verseuchen. Der K?nigsweg f?r Kunststoffabfall ist eine ordentliche Entsorgung und anschlie?ende Wiederverwertung – im Recycling f?r neue Produkte oder durch die thermische Umwandlung in Energie. So wird Plastikm?ll vom Wegwerfprodukt zur Wertstoffquelle. Davon profitieren Mensch und Meer, ganz im Sinne eines gemeinsamen Welttags der Ozeane.
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